Das Leitungsteam des Elbhospizes in Wittenberge: (von links) Christin Kruse, Dr. Torsten Bock, Stephan Michelis, Antje Koch (Koordinatorin des Palliative Care Teams), und Janine Rabe-Behn. (Foto: Katja Frick)

Elbhospiz „Weiße Berge“ betreut jetzt auch Tagesgäste

Im Elbhospiz Wittenberge werden sterbende Menschen in ihren letzten Tagen begleitet. Das engagierte Team nimmt nun auch Tagesgäste auf und hat eine neue Pflegeleitung.
Ein Beitrag von Katja Frick im Prignitzer vom08.03.2025.

Die meisten Menschen beschäftigen sich erst mit dem Tod und dem Sterben, wenn entweder sie selbst oder Familienangehörige betroffen sind. Unsere Endlichkeit und alles, was damit zusammenhängt, sind immer noch Tabuthemen. Daher wissen auch noch immer nicht alle, was ein Hospiz ist und wer dort in welchen Fällen betreut wird. Wer dann jedoch in die Situation kommt, einen Platz in einem Hospiz zu brauchen, stellt schnell fest, dass es gar nicht einfach ist, einen zu finden.

Warteliste für das Hospiz in Wittenberge

Nicht anders ist das im Elbhospiz Wittenberge, wo es ebenfalls mehr Anfragen als Plätze gibt. Das Hospiz „Weiße Berge“gehört zur gemeinnützigen Prignitz-Ruppiner Hospizgesellschaft. Es wurde 2021 eröffnet. Möglich wurde der Bau vor allem auch durch den Förderverein Prignitzer Hospiz, der sich 2018 gründete und inzwischen viele und auch prominente Mitglieder hat. Vereinsvorsitzender ist Dr. Torsten Bock, der als Onkologe seit vielen Jahren in der Palliativmedizin arbeitet.

„Wir haben zehn Plätze. Der Bedarf ist größer, wir haben eine Warteliste“, weiß Stephan Michelis, der das Elbhospiz leitet. „Wir müssen nach medizinischem Bedarf entscheiden.“ Im Hospiz Wittenberge werden Menschen aufgenommen, die wissen, dass sie bald gehen müssen und keine Aussicht mehr darauf haben, gesund zu werden – entweder durch Krankheit oder Alter. Sie kommen aus Wittenberge, aus der Prignitz, aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin, und auch aus der Altmark in Sachsen-Anhalt.

Der jüngste Gast war 18 Jahre, der älteste 100

„Die Menschen sind im Durchschnitt 20 Tage bei uns“, erklärt Stephan Michelis. Manche seien nur einen Tag da, manche sechs Monate. „Wir hatten jemanden, der ist bei uns 100 geworden. Er war mehrere Monate hier und wollte sterben, hat immer gefragt: ‚Warum will mich der Himmel nicht?‛ Er ist allen hier sehr ans Herz gewachsen.“

Der Ruheraum für die Tagesgäste im Elbhospiz "Weiße Berge" in Wittenberge. (Foto: Katja Frick)

Der jüngste Gast sei 18 gewesen. Sein junges Alter und sein Schicksal habe ebenfalls alle im Team sehr bewegt. „Es gibt auch Gäste, die sich wieder stabilisieren und die wieder nach Hause können“, sagt Michelis. Und Janine Rabe-Behn, seit 1. Januar die neue Pflegedienstleiterin, setzt hinzu: „Das liegt auch an der Zuwendung, die sie hier bei uns bekommen.“

Neue Pflegedienstleiterin pendelte vorher nach Hamburg

35 Mitarbeitende sind im Elbhospiz „Weiße Berge“ beschäftigt, davon der Großteil im Pflegebereich. Im Hospiz wird auch selbst gekocht. „Wir arbeiten ganzheitlich und gästeorientiert“, sagt die Karstädterin. Wir versuchen, auf die individuellen Bedürfnisse unserer Gäste einzugehen.“

Bisher arbeitete Janine Rabe-Behn in einem Hamburger Krankenhaus, lange Zeit in der Onkologie, zum Schluss leitete sie die Infektionsstation. „Ich hatte jetzt von der Pendelei genug und habe in der Prignitz einen Job gesucht. Den habe ich hier gefunden. Ich wäre niemals zum Arbeiten aus der Prignitz weggegangen, wenn ich damals hier eine Stelle gefunden hätte“, erzählt sie.

Tageshospiz hat bis zu fünf Plätze

Neu ist im Elbhospiz Wittenberge auch, dass es nun ein Tageshospiz gibt. „Das war schon lange geplant und jetzt konnten wir es realisieren“, sagt Stephan Michelis. Die Leitung hat Christin Kruse übernommen, die vorher schon im Haus als Pflegekraft gearbeitet hat. „Wir haben derzeit drei Tagesgäste“, schildert sie. Fünf könnten betreut werden.

Drei Mal in der Woche können sich Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, zwischen 8 und 15 Uhr im Hospiz aufhalten. „Wir haben ein Wohnzimmer mit Küche für sie und auch einen Ruheraum, wenn sie diesen brauchen“, sagt Christin Kruse. Der Antrag auf einen solchen Aufenthalt könne beim Hausarzt gestellt werden. „Die Tagesgäste müssen aber transportfähig sein.“
Das Wohnzimmer des neuen Tageshospizes in der Elbestadt. (Foto: Katja Frick)

Bei einer Besichtigung sitzt eine Frau, die hier Tagesgast ist, mit einer ehrenamtlichen Sterbegleiterin gemütlich am Küchentisch, sie reden. 20 Menschen aus der Region leisten den Sterbenden hier in ihrer Freizeit Gesellschaft. Christin Kruse koordiniert auch diese ehrenamtliche Arbeit.

Im Hospiz „Weiße Berge“ wird auch gelacht

„Uns ist wichtig, dass es den Menschen hier gut geht. Auch wenn das Thema Sterben und Tod ernst ist, lachen wir hier“, ist sich das Leitungsteam einig. So wurde mit allen, die wollten und konnten, zum Beispiel auch Karneval gefeiert

Seelsorgerin Friedrike Trapp vor dem Netz mit den Papierschiffen. Jeder Verstorbene bekommt im Hospiz ein Schiffchen mit seinem Namen. Ende März werden sie auf der Elbe auf die letzte Reise geschickt. (Foto: Katja Frick)

Schiffchen für Verstorbene schwimmen am 29. März auf Elbe

Im Elbhospiz gibt es verschiedene Rituale, die den Sterbenden und ihren Angehörigen den Abschied erleichtern sollen. Einmal im Jahr werden Papierschiffchen – für jeden in den vergangenen zwölf Monaten Verstorbenen – auf der Elbe auf die letzte Reise geschickt. 2025 wird das am 29. März sein.