Auch Familien kamen zum Hospiztag in Wittenberge. Foto: Roland Ufer

Helfer stellen die Betreuung in den letzten Lebenstagen vor

In der Prignitz wurden am Sonnabend ambulante und stationäre Angebote anlässlich des Welthospiztages vorgestellt. Ein Beitrag von Roland Ufer im Prignitzer vom 11.10.2021. 

Das zu Ende gehende Leben, die letzten Tage, Hospiz und Trauer. Themen die meist verdrängt und oft erst angesprochen werden, wenn es nicht mehr anders geht. Und die scheinbar nur Ältere betreffen.

Ein andere Sicht versuchen Träger und in der Hospizarbeit Tätige am Sonnabend in Wittenberge bei ihrer ersten Veranstaltung zum Welthospiztag aufzuzeigen. So fiel vor dem Festspielhaus ein großer Stand mit Kinderbüchern auf. „Sterben und Trauer sind etwas, was die ganze Familie sehr belastet, auch und besonders die Kinder.

Kinder an das Thema Tod heranführen

Ihnen müssen die Eltern erklären, warum beispielsweise die Großeltern nicht mehr da sind“, sagt der Perleberger Krankenhausseelsorger Olaf Glomke. Die Bücher wenden sich aus seiner Sicht nicht allein an die Kinder, sondern mit ihren Bildern und klaren Botschaften auch an die Eltern. „Sie können auf diese Weise auch den Erwachsenen helfen und ihnen Wege zeigen, wie sie gemeinsam mit den Kindern als Familie trauern können“ so Glomke. Als Krankenhausseelsorger hat er auf der Palliativstation und bei den Palliativtagen des Kreiskrankenhauses viele Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt, mit denen er die Arbeit des Hospizes in Wittenberge unterstützt.

Hospiz wird angenommen

Den Stand betreut gemeinsam mit ihm Pfarrerin Friederike Trapp, die immer mittwochs im Hospiz ist, um mit dessen Gästen und ihren Familienangehörigen zu sprechen, auch zuzuhören. „Es kommen immer neue Gäste, andere verlassen die Einrichtung, auch die Besucher wechseln, da gibt es immer einiges zu erzählen, auch viel alltägliches“, erzählt sie aus ihrer Arbeit für den Förderverein.

„Derzeit haben wir zehn Gäste, sind damit ausgelastet. Das zeigt, der Bedarf für eine solchen Einrichtung ist in der Region vorhanden, wobei damit nicht nur die Prignitz, sondern der Bereich des Vierländerecks gemeint ist“ erläutert Sylvana Kolzer, die Sozialarbeiterin der Einrichtung. Das Leben im Hospiz sei sehr individuell, manche Gäste wollten viel Besuch und engen Kontakt zur Familie, andere wollten diese nicht belasten und blieben in ihren letzten Lebenstagen lieber für sich.

Zeremonie an der Elbe

47 Menschen haben bisher im Hospiz ihre Lebenstage beschlossen, für sie hatten vor der Veranstaltung Mitarbeiter und und Familienangehörige als Zeichen der Trauer und des Andenkens in einer Zeremonie an der Elbe Papierschiffchen und Blumen dem Fluss übergeben.

„Seit gut 20 Jahren gibt es das Ambulante Diakoniehospiz Prignitz“, erzählt Sabine Schulz Sie koordiniert die Arbeit der 30 Ehrenamtlichen, die meist einen Betreuten unterstützen und einmal pro Woche besuchen, wenn notwendig auch häufiger. „Wenn wir um Hilfe angesprochen werden, suchen wir einen geeigneten Ehrenamtler, bringen ihn und den zu Betreuenden zusammen. Stimmt die Chemie, beginnt die Unterstützung“, so Schulz. Nach der Betreuung gibt es eine Pause bis zum nächsten Einsatz, um den Ehrenamtler zu schützen.

Probleme in Randbereichen

Auch seit über zwei Jahrzehnten ist der Ambulante Hospizdienst des DRK in der Prignitz aktiv. „Bei uns sind 42 Ehrenamtler im Einsatz, die Prinzipien sind ähnlich wie bei der Diakonie, mit der wir gemeinsam unsere Betreuer ausbilden“, erklärt Koordinatorin Susanne Niephagen. „Meist sind es Frauen, Männer sind rar. Wir können den Bedarf meist abdecken, nur in den Randbereichen haben wir Probleme.“ „Das liegt auch an schwierigen Verkehrsverhältnissen mit dem ÖPNV, wir müssen ja auch wieder zurück, das geht oft kaum“ sagt Ellen Teitge, die zu den „alten Hasen“ zählt. „Ansonsten ist ambulanter Hospizdienst etwas, das einem sehr viel abverlangt, aber auch viel gibt.“

– Quelle: https://www.svz.de/33942227 ©2021