Birgit Drexler-Gormann hilft im Hospiz in Wittenberge und unterstützt damit das Team von Stephan Michelis. Foto Stephanie Fedders

Hospizhelferin mit Doktor-Titel

Die Ärztin im Ruhestand Birgit Drexler-Gormann steht ehrenamtlich den Sterbenden zur Seite.

Ein Beitrag von Stephanie Fedders in der MAZ vom 02.11.2022.

Es ist eine dieser unzähligen Begegnungen von Menschen, die im Impfzentrum in Kyritz stattfanden. Birgit Drexler-Gormann hilft mit bei der Immunisierung gegen Corona und lernt bei dieser Gelegenheit Birgit Rauhut Paschkowski kennen.
Die Ärztin im Ruhestand mit dem Schwerpunkt Allgemein- und Palliativmedizin trifft auf die Koordinatorin des Palliativstützpunktes in Neuruppin – ein Zufall mit Folgen und der Beginn einer Zusammenarbeit zum Wohle der Gäste im Hospiz „Weiße Berge“ in Wittenberge. 

Seit März kommt Birgit Drexler-Gormann einmal die Woche, meistens donnerstags, ins Haus am Elsternweg und kümmert sich um die Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Hausarzt an ihrer Seite wissen. Drei externe Ärzte sind im Hospiz tätig und profitieren auch von dem Anfang des Jahres eingerichteten Arbeitsplatz mit PC und Drucker, um gleich vor Ort Aufgaben wie Dokumentationen, Abrechnungen oder das Ausdrucken von Rezepten zu erledigen. 

Birgit Drexler-Gormann hilft, den unheilbar Kranken die Schmerzen zu nehmen, aber auch die Ängste,
die die Gäste des Hospizes auf dem letzten Lebensweg begleiten. Die Hilfe in diesen Situationen besteht für die in Hannover aufgewachsene Medizinerin nicht nur aus Untersuchungen und das Verschreiben von Medikamenten. Es geht auch immer um eine individuelle Beziehung, auf die man sich einlässt. Empathie und Anteilnahme, Distanz und Nähe – eine Gratwanderung für die 72-Jährige, wie sie sagt. 

Den Zustand zu akzeptieren, heißt für Birgit Drexler-Gormann, mit den Menschen über das Leben
und nicht übers Sterben zu reden. Geschichten hören und „spüren, was ihnen wichtig war“, das ist auch für die Ärztin eine Bereicherung. 

„Viele sind zufrieden, dass sie hier sind“, sagt Birgit Drexler-Gormann. „Aufgehoben zu sein, das vermittelt das Hospiz sehr stark“, hat sie festgestellt und spricht von einem tollen Team. Vor allem das Engagement der vielen ehrenamtlichen Kräfte sei beeindruckend. Sie selbst hat sich in den 1970er Jahren für das Studium der Medizin entschieden, als die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), wie sie heute von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt wird, noch in weiter Zukunft lag. Nach den Studienjahren in Frankfurt am Main hat Birgit Drexler-Gormann mehr als 25 Jahre eine Praxis im hessischen Mühlheim betrieben. 

2008 folgte die Weiterbildung als Palliativmedizinerin und nachdem sie 2012 die Praxis  abgegeben hatte, war sie im Klinikum Offenbach in einem ambulanten Team für die Versorgung der lebensbedrohlich Erkrankten zuständig. 

Da es die beiden Söhne aus beruflichen Gründen nach Berlin gezogen hatte, fassten Birgit Drexler-Gormann und ihr Mann den Entschluss, das Leben in Hessen aufzugeben und in der Nähe der Kinder und Enkel ein neues Zuhause zu suchen. Es sollte aufs Land gehen und 2019 erfolgte der Umzug nach Neustadt/Dosse in den Ortsteil Plänitz. Der selbst renovierte Vierseitenhof wird von den beiden zum Teil noch bewirtschaftet, um die eigenen Pferde zu versorgen. 

Wie das Zusammentreffen im Impfzentrum war auch die Wahl des neuen Wohnortes ein glücklicher
Zufall. Dank der Bahnanbindung fährt Birgit Drexler-Gormann nämlich fast jede Woche mit dem Zug
nach Wittenberge.