Sich Zeit für einen Spaziergang nehmen, auch das gehört zum Alltag im Hospiz in Wittenberge. Foto: Stephanie Fedders

Ehrenamtler betreten Neuland

Das Haus in Wittenberge ist dabei, einen Stamm an Helfern aufzubauen, die Zeit mit den Gästen verbringen – für die meisten ist das eine neue Herausforderung.

Ein Artikel in der MAZ vom 20.07.2021 von Stephanie Fedders

Wittenberge. Es ist ein Stück Normalität. Eingefangen mit der Kamera auf der Lenzener Straße in Wittenberge. Zwei Frauen gehen spazieren. Mit Hund und mit Rollator. Was das Bild nicht erzählt, ist die Geschichte hinter dem Spaziergang, der für die Zeit steht, die Menschen am Ende eines Lebens geschenkt bekommen.

Sich Zeit nehmen und mit den Gästen des im Januar eröffneten „Elbhospizes Weiße Berge“ in Wittenberge verbringen – das ist das Anliegen der ehrenamtlichen Helfer, die seit Jahresbeginn gesucht werden und schon zu einem großen Teil gefunden wurden. Unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie, die ein erstes Treffen erst Anfang Juni möglich gemacht hat.

Inzwischen hat Renate Schwarz, die die Arbeit der Ehrenamtlichen im Haus am Elsternweg koordiniert, ein Team von 18 Frauen und Männern zusammen. Allesamt Prignitzer und alle, bis auf eine Ausnahme, betreten Neuland.

Viele Gespräche hat Renate Schwarz in den vergangenen Monaten geführt, um die Helfer auf ihre Arbeit vorzubereiten und nach individuellen Lösungen zu suchen, wann wer Zeit hat. „Das Ehrenamt muss jeder mit Beruf und Familie unter einen Hut bekommen“, sagt Renate Schwarz.

So weit wie die Altersspanne der Engagierten reicht – von 23 bis 72 Jahren – so weit sind auch die Möglichkeiten und Wünsche gestreut, wann sich jemand kümmern kann. Manche haben feste Tage vereinbart, an denen sie vorbeikommen. Andere erhalten eine Anfrage, wenn Bedarf da ist, und reagieren dann flexibel.

Ziel ist es für das Hospiz, einen Stamm an Helfern aufzubauen und auf sieben Tage zu verteilen, erzählt Renate Schwarz. Welche Unterstützung von den Gästen gewünscht wird, das ist sehr unterschiedlich und hängt ganz von den einzelnen Bedürfnissen ab. Dabei kann die Walslebenerin auf die jahrelange Erfahrung bauen, die sie bis vergangenes Jahr als Leiterin des Hospizes „Haus Wegwarte“ in Neuruppin gesammelt hat.

Wenn möglich, werden auch die Angehörigen in den Tagesablauf einbezogen, der mit dem gemeinsamen Frühstück und dem gemeinsamen Abendessen feste Rituale hat. Dazwischen bleibt Zeit für Gespräche, fernsehen, Spiele – oder den Spaziergang mit dem Vierbeiner. Auch Hunde dürfen mit ins Haus, eine Schale mit Wasser vor dem Zimmer verrät, wo gerade tierischer Besuch vorbeischaut.

Der Innenhof lädt zum Verweilen ein. Foto: Stephanie Fedders

Um auf die Arbeit aufmerksam zu machen, nimmt das Hospiz gemeinsam mit dem Ambulanten Hospizdienst in der Prignitz am Welthospiztag teil. Am 9. Oktober ist eine gemeinsame Veranstaltung unter dem Motto „Leben! Bis zum Schluss“ in Wittenberge geplant.

Bereits am Sonntag, dem 22. August, will sich das „Elbhospiz Weiße Berge“ im Elsternweg im Rahmen eines Tages der offenen Tür vorstellen. Von 10 bis 14 Uhr gibt es Einblicke in die Räume, Beratungen und Gespräche mit Mitarbeitern und die Vorstellung des Fördervereins.

Wer sich vorab informieren möchte, kann das auf der Internetseite www.hospiz-prignitz.de tun. Renate Schwarz ist telefonisch unter 03877/56156-13 sowie per Mail unter r.schwarz@hospiz-prignitz.de zu erreichen. Wer Interesse an der ehrenamtlichen Arbeit hat, kann sich gerne melden.