Vor einem Jahr wurde das erste Prignitzer Hospiz „Weiße Berge“ in Wittenberge eröffnet
und hat seitdem 82 Frauen und Männer auf ihrem letzten Lebensweg begleitet.
Ein Beitrag in der MAZ vom 27. Januar 2022 von Stephanie Fedders.
Wittenberge. Manche bleiben nur ein paar Tage, andere einige Monate. Manche kommen am Ende eines langen Lebens, andere stehen noch mitten im Leben und werden mit dem Tod konfrontiert. Um die Endlichkeit auszuhalten, um den Weg des Sterbens nicht alleine gehen zu müssen, ist in Wittenberge das erste Hospiz in der Prignitz eröffnet worden. Das Elbhospiz „Weiße Berge“. Ein Jahr ist das bereits her. Ein Jahr, in dem viel passiert ist.
Licht und Schatten. Schöne Momente. Momente des Abschieds. Die Bilanz ist vielfältig und enthält sowohl Erreichtes als auch Wünschenswertes für die Zukunft. Zum Beispiel den Wunsch nach einer intensiveren Zusammenarbeit mit den Ärzten in der Prignitz. Vor allem mit den niedergelassenen Hausärzten und den Palliativmedizinern, die schwerstkranken Menschen helfen. Da im Hospiz selbst keine Ärzte angestellt sind, „wünschen wir uns hier eine stärkere Unterstützung in der Region“, sagt Dieter Nürnberg, Geschäftsführer der Prignitz-Ruppiner Hospizgesellschaft, dem Träger des Hauses am Elsternweg.
Aufgrund des großen Einzugsgebietes sei es nicht immer möglich, dass die Gäste, wie die Bewohner im Hospiz genannt werden, durch die Hausärzte betreut werden. Ein Drittel der Gäste kommt aus den Nachbarkreisen und aus den benachbarten Bundesländern. Insgesamt sind bereits 82 Frauen und Männer auf ihrem letzten Lebensweg begleitet worden. Die zur Verfügung stehenden zehn Zimmer waren im vergangenen Jahr zu 70 Prozent ausgelastet. Anfragen gebe es täglich, erzählt Hospizleiter Stephan Michelis.
26 Mitarbeiter gehören aktuell zum Team, das zudem von vielen freiwilligen Helfern ergänzt wird. Unter der Federführung von Koordinatorin Renate Schwarz hat sich eine Gruppe von 18 Ehrenamtlern gefunden, die sich so viel Zeit nehmen für die Gäste, wie es mit Beruf und Familie vereinbar ist.
Wenn Dieter Nürnberg die „hohe Akzeptanz in der Bevölkerung“ lobt, dann wird das auch sichtbar durch die vielen Spenden und finanziellen Zuwendungen, die das Hospiz bereits erhalten hat. Eine ganz wichtige Rolle nimmt dabei der Förderverein „Prignitzer Hospiz“ ein, der jedes Jahr fünf Prozent und somit 60 000 Euro zu den Betriebskosten beisteuert und viel zur öffentlichen Wahrnehmung des Hauses beiträgt. Mehr als 200 Mitglieder haben daran ihren Anteil.
Zudem engagiert sich Schauspieler Udo Schenk als Schirmherr für das Hospiz. Im August hat sich der Wittenberger die Räume angesehen und zugleich das Honorar einer Lesung zur Verfügung gestellt. „Udo Schenk hast schon viel für uns gemacht“, freut sich Torsten Bock vom Förderverein.
Dass nicht alle geplanten Veranstaltungen umgesetzt werden konnten, war letztendlich der Pandemie geschuldet. Aber es gab den Tag der offenen Tür, die Teilnahme am Welthospiztag gemeinsam mit der Diakonie und dem DRK und den ersten Abschied von den verstorbenen Gästen an der Elbe im Oktober vergangenen Jahres.
Im Mai ist der nächste Abschied geplant, sagt Stephan Michelis. Es soll eines der Rituale werden, die den Alltag im Hospiz mitbestimmen. Dazu gehört auch das Gedenken an die Menschen, die ihren letzten Lebensabschnitt im Hospiz verbracht haben. Wenn jemand gehen muss, brennt zur Erinnerung ein Licht im Eingangsbereich. An diesem Tag lehnt ein kleines Schiffchen an der Laterne.
Es wird später im Fischernetz im Raum der Stille mit einer Klammer befestigt. Viele Schiffchen hängen hier. Jedes trägt einen Namen. Den Namen eines Gastes, der verstorben ist. Im ersten Hospiz in der Prignitz, das vor einem Jahr eröffnet worden ist.